lb fr pt en de
Priedegten 2022  
10. Mai 2022

Glauben mit Panoramablick

Lauschtert a liest d’Oktavpriedegt vum P. Théo Klein SCJ (10. Mee 2022)

Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 24,13-35)

Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern Jesu auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.

Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Und es geschah: Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen. Doch ihre Augen waren gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?

Da blieben sie traurig stehen und der eine von ihnen – er hieß Klepas – antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn?

Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Doch auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.

Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.

So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah: Als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken. Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren. Sie sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

Der Glaube ist schön. Er erinnert mich an eine Bergwanderung. Wenn man diszipliniert Schritt für Schritt geht, wird man mit einem weiten Aussichtspunkt überrascht, von wo man die ganze Landschaft überblicken kann. Solch eine Panoramasicht kann einem im wahrsten Sinne des Wortes ins Staunen versetzen. Wir Menschen brauchen immer wieder Aussichtspunkte, die uns einen Überblick für das Ganze geben. Viele spirituelle Autoren haben immer wieder auf den inneren Weg, den geistlichen Aufstieg des Menschen hingewiesen.

Die Emmausgeschichte lässt denen überraschend die Augen aufgehen dafür, dass der, den sie schmerzlich verloren hatten, schon immer bei ihnen gewesen war. Diese Geschichte ist ein Gleichnis unseres Lebens mit Gott. Wie die zwei Emmausjünger verlieren wir eines Tages unseren „Kinderglauben“. Wie die zwei Jünger machen wir uns ohne ihn auf den Weg, um unsere Hoffnung auf andere Orte zu setzen und dort das Glück zu suchen, in Emmaus oder wo immer.

Wenn es gut geht, finden wir Weggefährten,die uns den Zugang zum Glauben erschließen. Auf unserem Weg brauchen wir tiefgläubige Menschen, die uns die Augen öffnen, damit wir begreifen, dass unser Kinderglaube zusammenbrechen musste, weil er uns gehindert hätte, in einen tieferen Glauben hineinzuwachsen und zu reifen und eine neue Lebensweisheit und staunenswert neue Lebenshorizonte zu entdecken. „Wenn es gut geht“…

So weit ich beobachten kann, stehen viel Leute allein mit ihrem Glauben und ihren Glaubensfragen. Oft kommt dieser Glaube bereits im 2. Lebensjahrzehnt abhanden, oder er bleibt stecken, bleibt unterentwickelt und unreif.

Wie viel Glauben ein Mensch im Tiefsten hat und ob und wie er mit Gott verbunden ist, kann niemand sagen. Da sind Gottes Maßstäbe anderes als die unseren. Was zählt ist die Liebe. Am Ende unseres Lebens wird die gelebte Liebe zählen, „Am Abend wird unseres Lebens werden wir nach der Liebe gerichtet“ (Johannes vom Kreuz). Das Glaubensbewusstsein beeinflusst und prägt nachhaltig die Glaubenspraxis. Das Ideal wäre, bewusst einen reifen, verantwortlichen Glauben zu haben, bewusst Kontakt zu haben mit der Quelle, die unser Leben speist; zur sinnvollen Lebenspraxis hinzu auch noch ein erleuchteter klarsichtiger Mensch, der weiß, was er tut und warum er es tut und der sich ausdrücklich dem Geber aller guten Gaben verdankt und zu ihm eine persönliche Beziehung hat. Dieses Glaubensbewusstsein des Menschen kennt Stufen der Entwicklung, genau wie unser Lebensbewusstsein Stufen der Entwicklung kennt.

Jedes Jahr feiern wir Ostern, dass wir als Getaufte zu Christus gehören und Anteil an seinem unvergänglichen Leben haben. Die Taufe ist sozusagen der Einstieg in den Stufenweg unserer Glaubensentwicklung. Die Taufe ist der Einstieg in die Entwicklung unserer Fähigkeit, Gott immer besser zu erkennen und im Glauben immer erwachsener und erleuchteter zu werden.

Von Ostern möchte ich beschreiben, welchen Weg die Stufen eines wirklich glaubenden geistlichen Menschen nehmen. Der Glaube im Kleinkindalter: Wie geben Eltern und Verwandte einem Ein-Zweijährigen den Glauben oder Unglauben weiter? Sie tun das meist ohne es recht zu merken. Es ist interessant, das einmal bewusst zu machen. Und noch vielleicht interessanter ist zu fragen: Was für eine Art Glauben habe ich in die Wiege gelegt bekommen? Denn davon, ob uns ein Grundvertrauen oder Grundmisstrauen im Leben vermittelt worden ist, sind wir ein Leben lang geprägt. Der Glaube im Vorschulalter: In diesem Alter dem Kind verlässliche Rituale vermitteln, damit es seinen Stand in der Welt, in der Gemeinschaft und auch im Glauben finden kann. So wie die Kinder beim Gehenlernen anfangs die Hand brauchen, der sie führt, so brauchen sie auch beim religiösen, geistigen „Gehenlernen“ Stützung durch die Menschen, denen sie vertrauen oder auf die sie sich verlassen können. Damit das Kind sich religiös entwickeln kann, braucht es Bilder und Geschichten. Kinder brauchen nicht einfach Geschichten vom Struwwelpeter, Kinder brauchen Bibel.

Entdecken wir als Erwachsene neu mit den Kindern die Pilgerorte unserer Diözese. Ich empfehle das Buch Heilige Sprünge. Auf der Suche nach Pilgerorten in Luxemburg: Sankt Willibrord in Echternach; Girsterklaus bei Echternach, Schetzelgrotte bei Niederanven, Kaaschtel bei Altwies, Léiffrächen in Kayl, Muttergottesknippchen bei Lamadelaine, Rentertkapell bei Eischen, Helperknapp bei Bruch, Willibrouskirche in Rindschleiden, Pirminuskaplle in Kaundorf, Fatima-Denkmal bei Wiltz, Helzinger Klause bei Helzingen, Bildchen bei Vianden, Notmuttergottes im Stadtgrund, Kathedrale in Luxemburg. Mit dem Kind ins Gespräch kommen: „Was uns am meisten beeindruckt hart?“

Jugendliche sehnen sich nach Hilfe und Orientierung, sie brauchen Erwachsene, die sich ihren Fragen und Problemen stellen, die auf sie hören und sie nicht mit fertigen Antworten abspeisen. Nehmen wir die Fragen der Jugendlichen an den Glauben ernst. Überlegen wir als Kirche, wie der Glaube den Jugendlichen helfen kann, die Schritte zum Erwachsenwerden zu gehen. Helfen wir den Jugendlichen, dass sie im Glauben einen Weg der Lebenshilfe und Lebensbewältigung entdecken. Wie wichtig ist die Familie. Dr Raphael Bonelli, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Wien sagt klare Worte: „Die Familie braucht einen echt männlichen Vater und eine echt weibliche Mutter, sie braucht ein Bekenntnis zur Fruchtbarkeit und Liebe zu den Kindern. Sie braucht Selbsttranszendenz, das heißt, die Kinder müssen in das Wahre, Gute und Schöne eingewiesen werden.“ Nicht zu vergessen sind die Großeltern, die einen guten Einfluss auf die Enkelkinder haben.

Allein die Liebe macht beziehungsfähig. Unser Glaube ist auch ständigen Wandlungen ausgesetzt. Was ist eine reife Gottesbeziehung? Bernard von Clairvaux spricht von drei Arten von Beziehungen zu Gott. Da gibt es die unreife Art von Beziehung zu Gott: Ich habe Angst vor Gott, vor Strafe. Ich handle aus Angst. Da ist die Beziehung, wo nur auf Lohn liebäugle. Ich mache nur etwas, um etwas zu bekommen. Und dann die dritte Art ist die reife Beziehung, die sich eins weiß mit Gott. Daher spricht man vom Kind Gottes. Wir sind Kinder Gottes. Hier erfährt man, dass es nichts Schöneres gibt, als die Beziehung mit Gott zu leben. Ein solches Leben trägt seinen Lohn in sich. Hier ist ein Vertrauensverhältnis. Man ist überzeugt, dass Gott uns besser kennt als wir ihn kennen. Mit dem Glauben ist es wie mit dem Mond: entweder er nimmt ab oder er nimmt zu.

Schauen wir auf Maria, unsere gute Mutter. Sie ist Vorbild im Glauben. Sie zeigt und ermutigt uns auf Gott einzulassen. Sie macht uns Mut, uns auf dem Weg des Glaubens zu machen. Ja, glauben ist schön.

 
Ä e r z b i s t u m    L ë t z e b u e r g   .   A r c h e v ê c h é   d e   L u x e m b o u r g    .   
YouTube
SoundCloud
Twitter
Instagram
Facebook
Flickr
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement
5 avenue Marie-Thérèse
Bâtiment H, 1er Étage
L-2132 Luxembourg
+352 44 74 34 01
com@cathol.lu