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Ein Vorgeschmack auf Ostern
Wegweiser zum 2. Fastensonntag (Reminiscere) von Georg Rubel (17.3.2019)
Ist denn heute schon Ostern? Wenn man die Zeilen des heutigen Evangeliums vom zweiten Fastensonntag liest bzw. hört, dann könnte man diese Frage beinahe bejahen.
Laut Lk 9,28b-36 geht Jesus zusammen mit Petrus, Jakobus und Johannes auf einen Berg hinauf und wird vor ihren Augen verwandelt. Das Aussehen seines Gesichtes verändert sich, sein Gewand wird leuchtend weiß, die Jünger sehen Jesus in strahlendem Licht.
Machen die Jünger hier eine Ostererfahrung? Oder anders gefragt: Ist es der Auferstandene, der hier erscheint?
Nein! Es ist der irdische Jesus, den die Jünger auf dem Berg der Verklärung sehen, derselbe, den sie am Ölberg als den leidenden Gottesknecht sehen werden. Bevor Jesus als der Auferstandene in seine Herrlichkeit eingehen kann, muss er durch Leiden und Tod hindurchgehen.
Lukas macht diesen Bezug zum Passionsgeschehen auf zweierlei Weise deutlich, einmal durch den Kontext und dann im Evangelium selbst. Der Perikope unmittelbar voraus gehen die Leidensankündigung (Lk 9,18-22) und der Aufruf zur Kreuzesnachfolge (Lk 9,23-27).
Im Evangelium heißt es laut Lk 9,30f., dass Mose und Elija vom Ende Jesu, das sich in Jerusalem erfüllen sollte, sprechen. Vor diesem Hintergrund ist es absolut verständlich und theologisch nachvollziehbar, dass das Evangelium von der Verklärung Jesu in der Passionszeit gelesen wird.
Es richtet unseren Blick auf die österlichen Geheimnisse von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu und bietet somit einen Vorgeschmack auf Ostern. Dieser besteht darin, dass es ohne das Kreuz keine Auferstehung gibt.